St. Gallen St. Laurenzen-Orgel 2023/IV/89

Nun hat die Idee des initiativen Organisten Bernhard Ruchti konkrete Form angenommen und das Projekt für die Neukonzeption der Orgel in der St. Laurenzen-Kirche in St. Gallen ist Realität geworden. Zu den bereits vorhandenen 3'011 Pfeifen der Kuhn-Orgel (1979) im östlichen Chorraum sind noch einmal 2'496 neue Pfeifen dazugekommen, verteilt auf die drei zusätzlichen Standorte im Süden (Flötenwerk), im Norden (Streicherwerk) und im Westen (Principalwerk). Insbesondere der bis anhin etwas unterbesetzte Grundstimmenbereich wird in alle Richtungen hin erweitert und ausdifferenziert: zarteste Streicherstimmen und voluminöse Solo-Flöten (mit zwei Labien pro Pfeife), grundtönige Gedeckte und farbig zeichnende Principale, zwei 32’-Register (Violonbass offen und Contra-Bourdon gedeckt), ein lückenloser Aliquotstimmen-Aufbau (bis zur Septime), unterschiedliche Klangkronen, charaktervolle Zungenregister und vier Perkussions-Elemente bieten künftig eine spektakuläre Klangpalette und ein riesiges dynamisches Spektrum. Durch die Positionierung der «Klangquellen» an 4 Standorten in der Kirche ist ein Raumklang erlebbar, der einerseits eine klare Ortung des musikalischen Geschehens ermöglicht, aber auch die Verschmelzung quer durch den Raum fördert. Der Zuhörer sitzt quasi mitten in der Orgel drin . . . Angesteuert werden die 4 Teilwerke von einem neuen elektrischen Spieltisch (im Chorraum) mit optimaler Klangkontrolle für den Spieler, was insbesondere für die Ausbalancierung der Klänge von zentraler Bedeutung ist.

Die beiden das Fenster flankierenden Orgelteile auf der Westempore spiegeln in zeitgenössischer Gestaltung das neogotische Gehäuse im Osten. Hinter den monumentalen Prospektpfeifen des Violonbass 32’ steht das Principalwerk ebenfalls in schwellbarem Gehäuse (Süd- und Nordwerk ebenfalls schwellbar). Wobei „stehen” eigentlich der falsche Ausdruck ist: Die zwei Türme schweben wenige Zentimeter über der Empore. Da die Empore aus statischen Gründen nicht belastet werden durfte, wurden über der Kirchendecke zwei massive Stahlträger eingebaut, die die Lasten von total 22,5 Tonnen auf die Seitenwände ableiten.

 

Vom 3.-17. September 2023 wurde mit zahlreichen Konzerten und Veranstaltungen die neue Goll-Orgel eingeweiht, wobei aus unterschiedlichen Gründen das Teilwerk im Westen noch nicht fertiggestellt war. Nun sind nach und nach auch die letzten Elemente in der Werkstatt hergestellt und vor Ort eingebaut worden. Vom 19.-21. April findet ein zweites Orgelfestival statt mit Konzerten, Orgelvorführung und der Präsentation einer umfangreichen Buchpublikation zum Projekt.

 

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Grundriss

Einweihnungsprogramm 

Artikel Musik und Liturgie 04/2023

Gedanken des Orgelbauers

 

Principal-Werk (West-Empore)

Violonbass32'
Contra-Bourdon32'
Principal16'
Subbass (Verl.)16'
Principal8'
Bourdon (Verl.)8'
Quinte5 1/3'
Octave4'
Octave2'
Mixtur2 2/3'
Trompete8'
Tuba magna16'
Tuba mirabilis (Verl.)8'
Tremulant
Tamtam (grosser Gong)
Becken (2 Becken)

Streicher-Werk (Nord-Empore)

Violone16'
Rohrflöte16'
Rohrflöte (Verl.)8'
Salicional8'
Gambe8'
Dolcissimo8'
Vox coelestis8'
Rohrflöte (Verl.)4'
Salicet4'
Harmonia aeth.2 2/3'
Aeoline (durchschl.)16'
Vox humana8'
Tremulant
Glocken (13 Röhren)

Flöten-Werk (Süd-Empore)

Liebl. Bourdon16'
Liebl. Bourdon (Verl.)8'
Hohlflöte8'
Doppelflöte8'
Flauto dolce8'
Quintatön8'
Hohlflöte (Verl.)4'
Doppelflöte (Verl.)4'
Flauto dolce (Verl.)4'
Traverso4'
Quintflöte2 2/3'
Piccolo2'
Terzflöte1 3/5'
Septime1 1/7'
Saxophon8'
Tremulant
Crotales (30 Scheiben)